Samstag, 30. Juni 2007

Entdeckungen spektakulärer Tiere



Video "Animal Face-Off - Giant Squid vs Sperm Whale" von Youtube

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Riemenfisch

1770: Einer der seltsamsten und längsten Knochenfische der Welt, der bis zu 7 Meter Länge erreichende Riemenfisch oder Bandfisch (Regalecus glesne), wurde bei Glesnaes in Norwegen entdeckt. Solche schlangenähnlichen Tiere mit pferdeartigem Kopf und rötlichem Kamm, der auf Betrachter oft wie eine Mähne wirkt, könnten einst als „Seeschlangen“ fehlgedeutet worden sein. Der norwegische Zoologe Peter Ascanius (1723–1803) beschrieb diese Art 1772.
Den zerbrechlichen Riemenfisch kennt man vor allem durch Funde toter oder verendender Tiere, die an den Küsten Neuseelands, Tasmaniens und des östlichen Nordatlantik angeschwemmt werden. Experten vermuten, dieser Fisch meide normalerweise das flache Wasser und lebe im offenen Meer in Tiefen zwischen etwa 300 und 600 Metern.
Der Riemenfisch ernährt sich hauptsächlich von Krill. Darunter versteht man das massenhaft in polarnahen Meeren auftretende tierische Plankton, bestehend vor allem aus Leuchtkrebsen, Ruderkrebsen und kleinen Ruderschnecken.
Der deutsche Name „Heringskönig“ beruht auf der irrtümlichen Annahme, Riemenfische würden Schwärme von Heringen anführen, was nicht zutrifft. Falsch ist auch die Annahme von Kryptozoologen, der Riemenfisch könnte die Ursache für dramatische Geschichten über Seeschlangen sein. Denn er treibt passiv senkrecht im Meer und streckt keinesfalls seinen Kopf aus dem Wasser, weil er dann nicht mehr atmen könnte.
1996 zogen amerikanische Marinesoldaten vor San Diego (Kalifornien) einen etwa 7 Meter langen Riemenfisch aus dem Meer. Ein US-Soldat sichtete während seiner Militärzeit in Vietnam im Meer an der Mündung des Bong Son Rivers ein etwa 10 Meter langes schnell schwimmendes Tier, das wie eine riesige Schlange oder Aal aussah. 1998 entdeckte er in einer Fernsehdokumentation erneut jenes Tier: einen Riemenfisch.
Augenzeugen wollen angeblich bis zu 17 Meter lange Exemplare beobachtet haben. Der ungewöhnlich aussehende Riemenfisch steht heute auf der „Roten Liste“ gefährdeter Tierarten.


Brückenechse

1839: Der Expeditionsleiter und Angehörige der Neuseeland-Kompagnie, der Arzt und Naturforscher Ernst Dieffenbach (1811–1855), entdeckte auf Neuseeland eine Brückenechse (Sphenodon punctatus – zu deutsch: „punktierte Keilzahnechse“). Dieses bis zu 1 Meter lange Tier galt damals als einzige noch lebende Art aus der Ordnung der Schnabelköpfe (Rhynchocephalia) und als so genanntes „lebendes Fossil“.
Der britische Weltumsegler, Kapitän James Cook (1728–1779), war der erste Europäer, der von der Brückenechse gehört hatte: „Es soll in Neuseeland Eidechsen von ungeheurer Größe geben, denn sie sollen zweieinhalb Meter lang und ebenso dickleibig wie
ein Mann sein, zuweilen auch Menschen angreifen und verzehren. Sie hausen in Löchern unter der Erde, und man tötet sie dadurch, dass man vor dem Eingang ihrer Höhle ein Feuer anzündet“.
Genaueres fand erst der Naturforscher Dieffenbach heraus, der von einer großen Echse erfuhr, welche die Eingeborenen „Tuatara“ oder „Narara“ nannten und sehr fürchteten. Erst wenige Tage vor seiner Abreise überreichte man ihm ein lebendes Tier, das auf der kleinen Insel Karewa gefangen worden war.
Dieffenbach nahm das Tier mit nach Europa und schenkte es – nachdem es verendet war – dem Britischen Museum in London. Bei der Untersuchung fielen dem Londoner Reptilienspezialisten John Edward Gray (1800–1875) zunächst die großen keilförmigen Vorderzähne auf, die zu dem erwähnten wissenschaftlichen Namen Sphenodon punctatus führten. Außerdem entdeckte er im Bereich des Scheitelbeins dieses Tieres eine durchsichtige Schuppe und unter dieser ein augenähnliches Organ, das so genannte „dritte Auge“ oder „Scheitelauge“.
Wissenschaftler vermuten, das „dritte Auge“ sei ein thermoregulatorisches Organ, das durch die Aufnahme des Sonnenlichtes die Aktivität, unter anderem die Temperatur, regelt und damit auch für die Lebensdauer der Tiere von ganz entscheidender Bedeutung ist. Zudem beeinflusst es über die Schilddrüse die Fortpflanzung, indem es die Geschlechtsreife, die Fortpflanzungszeit und die Kopulationsfähigkeit steuert.
Gray ordnete die Brückenechse – wohl wegen ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit mit australischen Bodenagamen und Wasserdrachen – irrtümlicherweise der Familie der Agamen (Agamidae) zu. Erst 1867 entdeckte der ebenfalls am Britischen
Museum tätige Biologe Albert Günther (1830–1914) aufgrund einer detaillierten anatomischen Studie des Tieres, dass es sich bei der Brückenechse um einen Vertreter der bis dahin nur durch Fossilien bekannten Ordnung der Schnabelköpfe handelte.
Brückenechsen sind weitgehend nachtaktive Tiere. Sie fressen vor allem Käfer, Grillen und andere bodenlebende Insekten, aber auch Spinnen, Regenwürmer und Schnecken. Zuweilen gehören kleine Wirbeltiere wie Geckos, Meeresvogelküken und Jungtiere der eigenen Art zum Speisezettel. Ihre Trägheit scheint eine Anpassung an das kühle und feuchte Klima ihrer Heimat zu sein. Am wohlsten fühlen sie sich bei etwa 11 Grad Celsius, womit sie die am wenigsten wärmebedürftigen Reptilien sind.


Dinornis

1839: Der Londoner Zoologe und Anatom Richard Owen (1804–1892, Foto oben) identifizierte Knochen aus Neuseeland, die ihm ein Missionar geschickt hatte, als Reste eines flugunfähigen Laufvogels, der vermutlich größer als ein Strauß sei. Owen war der erste Direktor des „British Museum of Natural History“ in London und zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Wissenschaftler.
1843 beschrieb Owen die Knochen aus Neuseeland als „Dinornis novaezealandiae“ (griechisch: „deinos“ = schrecklich, griechisch: „ornis“ = Vogel, also „neuseeländischer Schreckensvogel“). 1834 benannte er weitere Fossilien aus Neuseeland als „Dinornis struthoides“ und „Dinornis giganteus“.
Dinornis lebte während des Eiszeitalters (Pleistozän) und soll eventuell noch im 19. Jahrhundert in Neuseeland existiert haben. Das bis zu 3,50 Meter große Tier hatte große Augen, einen dreieckigen Schnabel, einen langen Hals, einen plumpen Körper, lange und kräftige Beine und große Füße.
Der eindrucksvolle „neuseeländische Schreckensvogel“ war kein gefährlicher Räuber, wie man aufgrund seines Namens vermuten könnte, sondern ein friedlicher Pflanzenfresser. Zu seiner Nahrung gehörten vor allem Samen und Früchte. In seinem Magen förderten Steine, die er geschluckt hatte, die Verdauung.
Die eingeborenen Maoris fingen diese riesigen Laufvögel in Gruben, raubten ihre Nester aus und zerstörten durch Niederbrennen und Roden der Wälder ihren Lebensraum. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Untergang dieser riesigen Vögel durch die Menschen verursacht wurde.


Zwergflusspferd

1843: Samuel Morton (1799–1852) von der „Naturforschenden Gesellschaft Philadelphia“ beschrieb das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis) wissenschaftlich. Den Gattungsnamen bildete er aus den beiden griechischen Wörtern „choiros“ (Schwein) und „opsis“ (ähnlich). Morton hatte während eines längeren Aufenthaltes in Monrovia (Liberia) mehrere Schädel der bis dahin unbekannten Tierart gesammelt und untersucht.
1873 fing der Brite John Price in Sierra Leone erstmals ein lebendes Zwergflusspferd und ließ es auf einem Dampfschiff nach Dublin (Irland) bringen. Doch das Tier erkrankte während der Reise und starb kurz nach der Ankunft im „Phoenix Park Zoo“.
Der deutsche Afrikareisende und Reiseschriftsteller Hans Schomburgk (1880–1967) stand 1911 im Urwald von Liberia einem lebenden Zwergflusspferd (Cheropsis liberiensis) gegenüber. 1913 fing er im Auftrag des Tierhändlers Carl Hagenbeck (1844–1913) drei Zwergflusspferde und brachte sie nach Hamburg. Diese Tiere kamen später in den New Yorker Bronx Zoo, wo sie sich gut eingewöhnten und bald Nachwuchs hatten.
Zwergflusspferde erreichen eine Höhe von ungefähr 80 Zentimetern und ein Gewicht bis zu 270 Kilogramm. Dagegen bringen es gewöhnliche Flusspferde (Hippopotamus amphibius) auf eine Schulterhöhe von etwa 1,40 Metern und ein respaktables Gewicht von maximal 3200 Kilogramm.
Auch in der Verhaltensweise gibt es große Unterschiede: Zwergflusspferde sind scheue Einzelgänger und halten sich vor allem im unberührten tropischen Urwald auf. Gewöhnliche Flusspferde hingegen leben gesellig in großen, lärmenden Gruppen und bewohnen Flüsse, Ströme und Seen vorzugsweise in offener Savannenlandschaft.
Das Zwergflusspferd ist in Urwäldern der westafrikanischen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Elfenbeinküste verbreitet. Dort lebt es in Flussniederungen und Sumpfgebieten. Zu seiner Nahrung gehören Wasserpflanzen wie Blätter, Kräuter, Gräser und Schösslinge sowie heruntergefallene Früchte.
Die Nahrungssuche erfolgt erst in den Dämmerungs- und Nachtstunden. Dabei benutzt das Zwergflusspferd immer wieder die selben Pfade. Eingeborene erzählen, das Tier trage nachts einen hell leuchtenden Diamanten im Maul, um den Weg zu seinen Nahrungsgründen zu finden. In seinem Wohngebiet entstehen im Laufe der Zeit ausgeprägte Wechsel, die durch Kot und Harn „parfümiert“ werden.


Krausenhai

1879–1881: Der Kölner Zoologe Ludwig Döderlein (1855–1936) erkannte bei der Untersuchung von Fischfängen in der Bucht von Tokio ein seltsames Exemplar als urtümlichen Vertreter der Sechs-Kiemen-Haie. Unglücklicherweise gingen seine Aufzeichnungen über dieses Tier bei der Rückreise verloren.
1884 beschrieb der amerikanische Wissenschaftler Samuel Garman (1846–1927) diese Art als „Chlamydoselachus anguineus“. Weitere Fänge gelangen 1889 vor Madeira und 1896 vor Norwegen. 1905 bot man japanischen Fischern 50 US-Dollar Belohnung für die Beschaffung eines dieser seltenen Fische.
Krausenhaie sind die einzigen lebenden Vertreter der Familie Chlamydoselachidae. Sie gelten als die primitivsten Haie sowie als „lebende Fossilien“. Ihre Zähne ähneln denen der prähistorischen Haigattung „Phoebodus“, von der in der Antarktis mehr als 380 Millionen Jahre alte Fossilien aus der Devonzeit entdeckt wurden.
Der aalartige Krausenhai besitzt Merkmale einer Seeschlange: großer bezahnter, schlangenähnlicher Kopf, langer schmaler Körper, dunkelschwarze Haut. Der Kopf des maximal 2 Meter langen Tieres wird durch eine Art Spitzkrause vom restlichen Körper getrennt. Die Krause besteht aus sechs Kiemenspalten, deren rüschenartige Ränder wie ein Kiemendeckel die darunter liegenden Atemorgane schützen.
Die Krausenhaie leben in etwa 200 bis 1500 Metern Tiefe am Meeresboden und kommen gelegentlich zur Wasseroberfläche. Sie greifen ihre Beutetiere – vor allem Kopffüßer und Fische – blitzartig an. Im Maul tragen sie bis zu 14 Reihen Zähne in Form dreispitziger Haken.


Vampir-Tintenfisch

1899: Der Leipziger Zoologe Charl Chun (1852–1914) fing bei der ersten deutschen Tiefsee-Expedition mit dem Schiff „Valdivia“ den Vampir-Tintenfisch (Vampyroteuthis infernalis). Dieser etwa 12 Zentimeter lange Fisch hat ungewöhnlich große Augen mit ca. 2 Zentimeter Durchmesser, also einem Sechstel seiner Gesamtlänge. Auf einen Menschen übertragen hieße das, die Augen allein wären so groß wie der ganze Kopf.
Vampyroteuthis infernalis besaß – auf den ersten Blick – acht Arme, hatte aber noch zwei andere kleinen Tentakeln in Taschen seiner Armfalten versteckt. Wegen weiterer Merkmale gilt diese Art als eine Reliktform zwischen den achtarmigen Oktopussen und den zehnarmigen Kalmaren.
Bei der „Valdivia“ handelte es sich um ein Dampfschiff, das im Hamburg-Westindien-Dienst der Reederei „Hapag“ eingesetzt und für neun Monate an die Reichsregierung verchartert worden war. Während der Forschungsreise vom 31. Juli 1898 bis zum 1. Mai 1899 ntersuchte ein zwölfköpfiges Wissenschaftlerteam unerforschte Regionen des östlichen Südatlantiks und des Indischen Ozeans.
Während der insgesamt 31984 Seemeilen langen Forschungsreise wurden Tiefen von mehr als 5000 Metern gemessen, unbekannte Tierarten gefangen, registriert und fotografiert und die seit 1825 „verschollene“ Bouvet-Insel im südlichen Eismeer wiederentdeckt. Vampyroteuthis infernalis wurde noch aus bis zu 4000 Metern Tiefe heraufgezogen.


Nördliches Breitmaulnashorn

1900: Das nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cotton) wurde entdeckt. Vorher kannte man nur das südliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum) aus dem südlichen Afrika innerhalb der heutigen Länder Namibia, Südafrika, Botswana und Mosambik. Nun aber beobachtete man auch im Sudan, in Uganda und im Kongo (Zaire) große Herden.
1898 existierten vom südlichen Breitmaulnashorn nur noch 24 Tiere, die das massenhafte Abschlachten überlebt hatten. Damals schuf die Regierung Natals ein Wildreservat am Schwarzen und Weißen Umfolozi und stellte dort die restlichen Tiere unter Schutz. Alle heutigen etwa 9100 südlichen Breitmaulnashörner stammen von den erwähnten 24 Tieren ab.
Das nördliche Breitmaulnashorn existierte ursprünglich in einem breiten Streifen über die jetzigen Staaten Tschad, Sudan, Zentralafrikanische Republik, Zaire und Uganda. 1960 wurde der Bestand auf etwa 2000 Tiere geschätzt. 1998 gab es nur noch etwa 25 Tiere, die alle im Garamba National Park im Kongo lebten.
Breitmaulnashörner sind bis zu 4 Meter lang, bis zu 2 Meter hoch und maximal 3600 Kilogramm schwer. Das vordere ihrer beiden Hörner misst maximal 1,50 Meter. Diese
Nashörner rupfen mit ihren sehr breiten Lippen vor allem Steppengräser aus, wobei ihre verhornte Unterlippe als Schneidewerkzeug dient. Der Beiname „Weißes Nashorn“ für das Breitmaulnashorn beruht auf einem Irrtum: Das burische Wort „wijde“ für „breit“ wurde englisch als „white“ gedeutet.


Okapi

1900: Sir Henry Johnston (1858–1927), der Gouverneur von Uganda, erhielt während einer Forschungsreise im Kongo zwei gestreifte Fellstücke eines bis dahin unbekannten Tieres. Dabei handelte es sich, wie sich später herausstellte, um die „Waldgiraffe“ Okapi (Okapia johnstoni).
Diesem bis zu 1,60 Meter hohen und ca. 250 Kilogramm schweren Tier mit kurzem Hals, braunrotem Fell und weißer Strichzeichnung an Beinen und Kruppe war Sir Henry Johnston schon lange auf der Spur gewesen. Bereits seit den 1880-er Jahren hatte es Berichte über einen „Urwaldesel“ aus dem Kongo gegeben. Johnston hatte zunächst geglaubt, es handle sich um ein „Dschungelzebra“.
1883 hatte sich der britische Afrikareisende Henry Morton Stanley (1841–1904) während seiner Kongo-Expedition gewundert, dass die im Urwald lebenden Pygmäen über seine Pferde nicht staunten. Diese Eingeborenen erzählten ihm, im Regenwald kämen gestreifte Pferde vor, die sie in Fallen fangen und essen würden.
Nach einem Treffen mit Stanley war Johnston so stark von den Streifenpferden begeistert, dass er eine Forschungsreise in den Kongo unternahm, um diese Tiere zu finden. Damals wähnte er sich auf der Spur des Ur-Pferdes Hipparion.
Nachdem Johnston von Eingeborenen die erwähnten gestreiften Fellstücke erhalten hatte, schickte er diese an Philip Lutley Sclater (1829–1913), den Sekretär der „Zoologischen Gesellschaft“ in London, der im Dezember 1900 eine neue Tierart namens „Equus (?) johnstoni“ („Pferd des Johnston“) beschrieb und am 5. Februar 1901 auf einer Sitzung vorstellte. Das Fragezeichen nach dem Gattungsnamen bedeutete, dass er Zweifel hegte, ob das Tier mit Pferden, Zebras und Eseln verwandt war.
Nachdem Johnston 1901 auch zwei Schädel und ein vollständiges Fell erhalten und nach London gebracht hatte, konnte das Rätsel gelöst werden, um was es sich bei der neuen Spezies handelte. Die Kopfknochen zeigten, dass das Tier nicht mit Pferdeartigen, sondern mit der Giraffe verwandt war. Aus „Johnstons Pferd“ wurde nun – vom Wort „Okhapi“ der Eingeborenen abgeleitet – „Okapia johnstoni“. Diese neuen Erkenntnisse wurden auf einer Sitzung am 18. Juni 1901 mitgeteilt.
Obwohl es der bis zu 6 Meter hohen und 500 Kilogramm schweren Giraffe (Giraffa cameleopardis) nicht sehr ähnelt, ist das Okapi mit diesem eng verwandt. Als gemeinsame Merkmale gelten die knöchernen Stirnzapfen, die beim Okapi im Gegensatz zur Giraffe nur vom Männchen getragen werden, sowie die niedrigkronigen Backenzähne mit kantig gewelltem Schmelz.
Beim Okapi sind wie bei der Giraffe die Vorderbeine länger als die Hinterbeine, weswegen sein Rücken nach hinten abfällt, während bei den meisten anderen Wiederkäuern das Gegenteil der Fall ist.
Okapis und Giraffen bewegen beim Gehen oder Laufen die überlangen Beine einer Seite etwa gleichzeitig nach vorne. Dieser so genannte „Passgang“ vermeidet ein Gegeneinanderschlagen der Beine.
Der Lebensraum der Okapis ist der tropische Regenwald in Zaire, derjenige der Giraffen die weite Savanne. Die Tiere fressen vor allem Blätter, die sie von Sträuchern, Büschen und jungen Bäumen abstreifen.


Berggorilla

1902: Der deutsche Offizier Oscar von Beringe schoss zwei affenartige Tiere in den Virunga-Bergen (Zentralafrika). 1914 beschrieb der Berliner Zoologe Paul Matschie (1861–1926) diese Geschöpfe als neue Unterart des Gorillas (Gorilla gorilla) namens „Gorilla gorilla beringei“ (Berggorilla).
Bereits 1860 hatte der König Rumainika von Ruanda dem englischen Afrikaforscher John Speke (1827–1864) von riesigen Affenmonstern berichtet. Diese hausten in den Virunga-Bergen, raubten Frauen der Einheimischen und quetschten sie in wolllüstiger Erregung zu Tode.
Kurioserweise entpuppten sich diese „Affenmonster“ später bei Untersuchungen von Georg Schaller und Dian Fossey als „sanfte Riesen“. Trotz ihrer Größe, ihrer Kraft, ihres finsteren Aussehens und ihres furchterregenden Brusttrommelns sind Berggorillas friedfertige Pflanzenfresser. Sie werden nur dann gefährlich, wenn sie sich bedroht fühlen.
Die Berggorillas leben in nebelfeuchten Bergwäldern auf etwa 2000 bis 4000 Metern Höhe. Heute gibt es von ihnen nur noch etwa 400 Exemplare, von denen die meisten – schätzungsweise 250 – an den Hängen der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet zwischen Zaire, Uganda und Ruanda leben. Die übrigen halten sich in den Bwindi-Bergen in Uganda auf.


Riesenwaldschwein

1904: Der englische Leutnant Richard Meinertzhagen (1878–1967) erblickte am Mount Kenya in Kenia erstmals ein von Einheimischen erlegtes Riesenwaldschwein. Zu Ehren seines Entdeckers bezeichnete man 1904 dieses Tier Meinertzhagen-Wildschwein (Hylochoerus meinertzhageni).
Dieses größte Schwein der Welt erreicht eine Länge bis zu 2,10 Metern, eine Höhe bis zu 1,10 Metern und ein Gewicht von maximal 275 Kilogramm. Das Riesenwaldschwein hat einen fast 1 Meter langen Schädel, längliche Gesichtswarzen, einen langen Körper, struppige, braunschwarze Haare und kurze Beine. Im Alter können die Haare recht spärlich werden, bilden aber immer eine dunkle Nacken- und Stirnmähne.
Die Riesenwaldschweine sind tagsüber aktiv, leben in Familienrevieren und bewohnen dichte Regenwälder sowie Buschdickichte in Afrika. Sie sind in Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, Zaire, im Sudan, in Uganda, Kenia, Äthiopien und Tansania verbreitet.


Königin-Alexandra-Vogelflügler

1906: Der größte Schmetterling der Welt wurde auf Neuguinea entdeckt: der Kö-nigin Alexandra-Vogelflügler (Ornithoptera alexandrae) mit einer Flügelspannweite von nahezu 30 Zentimetern. Das erste Exemplar hat man kurioserweise nicht mit einem Netz gefangen, sondern mit einem gezielten Schuss erlegt, weil diese Art meistens in 20 bis
30 Metern Höhe lebt.
Die erwachsenen Falter segeln über dem Dach des Regenwaldes umher und saugen dort Blütensaft von verschiedenen Baum- und Kletterpflanzen. Dagegen ernähren sich die Raupen nur von den Blättern der zu den Pfeifenwinden gehörenden Kletterpflanze „Aristolochia dielsiana“. Diese erreicht eine Länge von mehr als 40 Metern und entfaltet ihre großen, ovalen Blätter im sonnenbeschienenen oberen Bereich des Kronendachs.
Die Entwicklung des Königin-Alexandra-Vogelfalters vom Ei über die Raupe und von der Puppe bis zum Falter dauert etwa 4 Monate. Das Leben der erwachsenen Falter währt ca. drei Monate. Ihr Lebensraum schrumpft durch Abholzen der Tropenwälder, weswegen die Vogelfalter in ihrem Fortbestand gefährdet sind.


Goliathfrosch

1906: Der größte Frosch der Welt, der mehr als 30 Zentimeter lange Goliathfrosch (Rana goliath) aus Westafrika, wurde von George Boulender beschrieben. Er hat lange kräftige Hinterbeine, mit denen er bis zu 3 Meter weit springen kann. Seine kurzen Vorderbeine federn den Aufprall am Boden ab. Im Wasser ist der Goliathfrosch in seinem eigentlichen Element. Dort schießt er mit kräftigen Stößen seiner langen Hinterbeine elegant dahin.
Der scheue Goliathfrosch bewohnt tiefe Teiche in Afrika. Seinen Knochen wird von den Eingeborenen eine magische Wirkung zugeschrieben.


Kaiser-Schnurrbart-Tamarin

1907: Ein bis dahin unbekanntes Krallenäffchen wurde in Brasilien entdeckt: der Kaiser-Schnurrbart-Tamarin (Saguinus imperator). Er verdankt seinen lustig klingenden deutschen Namen den langen weißen Schnurrbarthaaren, die von Präparatoren beim Ausstopfen irrtümlich nach oben gezwirbelt wurden und so an den deutschen Kaiser Wilhelm II. erinnerten. Tatsächlich wachsen die Schnurrbarthaare dieses Krallenäffchens aber nach unten.
Der kleine und zierliche Kaiser-Schnurrbart-Tamarin erreicht selten eine Länge von mehr als 25 Zentimetern. Sein Körper ist vorwiegend schwarz, der Schwanz dagegen rotbraun gefärbt. Wesen und Stimme ähneln den Pinseläffchen.
Die Kaiser-Schnurrbart-Tamarine sind in der riesigen, noch nicht völlig erforschten Urwaldlandschaft des oberen Amazonasbeckens verbreitet. Von den Indios werden Schnurrbart-Tamarine gerne gefangen und gezähmt, weil sie geschickt Parasiten aus den Haaren ihrer Besitzer picken. In menschlicher Obhut sind sie friedlich, anhänglich und anschmiegsam.


Andrew-Schnabelwal

1908: Der amerikanische Naturforscher Roy Chapman Andrew (1884–1960) beschrieb den Andrew-Schnabelwal (Mesoplodon bowdoini). Mit dem Artnamen ehrte er den Kurator George Bowdoin (1883–1913) am „American Museum of Natural History“.
Die Andrew-Schnabelwale sind bis zu 4,70 Meter lang und wiegen etwa 1 bis 1,5 Tonnen. Bei der Geburt messen sie bereits 1,60 Meter. Ihr Schnabel ist kurz und weiß, ihre Hautfarbe blauschwarz. Nur männliche erwachsene Tiere besitzen breite, flache Zähne im Unterkiefer, die aus dem Maul hervorstehen können.
Weiße Kratzspuren und Narben auf der Hautoberfläche männlicher Andrew-Schnabelwale könnten bei Kämpfen untereinander enstanden sein. Als Nahrung dienen Tintenfische.
Andrew-Schnabelwale strandeten an den Küsten von Australien, Tasmanien und Neuseeland. Man kann sie nicht leicht identifizieren, weil ihre Hautfarbe und Knochenstruktur derjenigen der Hubb-Schnabelwale (Mesoplodon carlhubbsi) ähnelt.


Berganoa

1910: Die kleinste Wildrinderart der Erde wurde in Bergwäldern auf der indonesischen Insel Sulawesi entdeckt: Es handelte sich um den Berganoa (Bubalus quarlesi), der in der Fachliteratur auch als Anoa quarlesi, Anoa depressicornis fergusoni oder Anoa depressicornis quarlesi bezeichnet wird.
Der Berganoa ist ein kleiner Büffel, der in unberührten Bergwäldern paarweise oder in Herden lebt. Er erreicht nur eine Schulterhöhe von etwa 1 Meter und ein Gewicht zwischen 150 und 300 Kilogramm. Sein dichtes Fell hat eine dunkelgraue bis schwarze Farbe und eine helle Gesichts-, Kehl- und Beinzeichnung. Die Kühe bringen alljährlich ein Kalb zur Welt.
Berganoas kommen heute noch auf den indonesischen Inseln Sulawesi (Celebes) und Buton (Butong) vor. Sie sind vom Aussterben bedroht, weil sie von Eingeborenen wegen ihres Fleisches und ihrer Hörner gejagt und von Soldaten abgeschossen werden und ihr Lebensraum zunehmend zersiedelt wird.


Komodowaran

1910: Steyn van Hensbroek, Gouverneur der Insel Flores (damals Niederländisch-Ostindien, heute Indonesien), entdeckte auf der Insel Komodo den Komodowaran. Im Jahr zuvor hatte ihn der Direktor des Zoologischen Museums und Botanischen Gartens in Buitenzorg (Java), Peter A. Ouwens, gebeten, bei seiner nächsten Inspektionsreise nach Komodo Einzelheiten über die dortigen „Landkrokodile“ in Erfahrung zu bringen.
Van Hensbroek besuchte 1910 die Insel Komodo, wo ihm an der Küste zwei niederländische Perlenfischer namens Aldegon und Kock über bis zu 7 Meter lange „Monsterechsen“ berichteten, auf die sie bereits Jagd gemacht hatten. Der Gouverneur ließ sich von Aldegon genau die Plätze beschreiben, auf denen solche Tiere vorkommen sollten, schoss ein etwa 2,20 Meter langes Exemplar, fotografierte es und schickte die abgezogene Haut und das Foto an Ouwens.
Peter A. Ouwens erkannte sofort, dass es sich um eine neue Art der Warane handelte und schickte einen professionellen malaiischen Tierfänger aus dem Buitenzorger Institut nach Komodo. Der Malaie fing mit Hilfe eingeborener Jäger vier Komodowarane in Schlingen und schickte sie nach Boitenzorg.
Zwei der gefangenen Komodowarane waren Jungtiere, die beiden anderen erwachsen sowie zwischen 2,25 Meter und 3 Meter lang. Damit war der Komodowaran zwar keine 7 Meter lange „Monsterechse“, aber immerhin die größte Eidechse der Erde. Peter A. Ouwens bezeichnete 1912 die neue Tierart als „Varanus komodoensis“.
Damit war endlich die Existenz der legendären „Landkrokodile“ und „Drachen“, von denen Einheimische schon länger berichteten, bewiesen. Malaien aus Sumbawa und Flores hatten von einem rätselhaften Tier namens „Boeaja-darat“ erzählt, das sich von Hirschen und Wildschweinen ernährte. Dieses Geschöpf wurde 1840 auch in Berichten und Protokollen des Radschas von Bima auf Sumbawa erwähnt.
Erwachsene Komodowarane erreichen eine Länge bis zu 3 Metern und ein Gewicht von etwa 100 Kilogramm. Die bereits seit 1878 bekannten, schlankeren und besonders langschwänzigen Papuawarane (Varanus salvadorii) auf Neuguinea werden in seltenen Fällen sogar fast 4 Meter lang.
Warane sind in tropischen und subtropischen Gebieten von Afrika, Asien und Australien beheimatet. Die Jungtiere halten sich im Gegensatz zu den am Boden lebenden Alttieren meistens im Geäst von Bäumen auf, wo sie sich tagsüber vor allem von Insekten wie Käfern und Heuschrecken sowie von kleinen Echsen ernähren. Nachts verkriechen sie sich unter abblätternder Rinde oder in Höhlungen von Ästen und Stämmen.
Mit zunehmendem Alter verlieren die Jungtiere ihre Gewandtheit beim Klettern in den Baumkronen. Sobald sie eine Länge von etwa 1,50 Metern erreicht haben, leben sie nur noch auf dem Boden und ziehen sich nachts in meistens selbst gegrabene Erdhöhlen zurück.
Erwachsene Komodowarane fressen Schlangen, Meeresschildkröten, Jungtiere der eigenen Art, Hühner und deren Gelege, Ratten, Affen, Schleichkatzen, Hunde sowie vor allem Wildschweine und Mähnenhirsche. In seltenen Fällen greifen sie auch Pferde, Wasserbüffel und Menschen an, töten und fressen sie.
Die Beute wird von den Komodowaranen meistens in wenigen Minuten verzehrt. Ausgewachsene Tiere können junge Mähnenhirsche oder Wildschweine ganz verschlingen.
Komodowarane werden bis zu 50 Jahre alt. Ihr Gesamtbestand wird auf etwa 5000 Exemplare geschätzt, von denen etwa ein Drittel Weibchen sind. Diese Tierart steht seit 1915 unter Schutz.
Im indo-australischen Raum hat man in den 1950-er Jahren weitere große Warane entdeckt: 1951 die Arten „Varanus karlschmidti“ und „Varanus mertensi“ sowie 1957 die Spezies „Varanus rosenbergi“.


True-Schnabelwal

1913: Der amerikanische Biologe Frederik True beschrieb den True-Schnabelwal (Mesoplodon mirus). Den Artnamen „mirus“ („wunderbar“) wählte er aus Begeisterung über seine Entdeckung.
Ausgewachsene Exemplare dieser Art erreichen eine Länge von etwa 4,90 bis 5,50 Metern und ein Gewicht von ca. 1 bis 1,50 Tonnen. Die Länge der neugeborenen Tiere beträgt ungefähr 2,30 Meter. Männchen tragen an der Spitze ihres Schnabels zwei Zähne, bei Weibchen sind diese im Kiefer versteckt.
True-Schnabelwale haben eine mittelgraue Hautfarbe mit einer weißen Fläche, die knapp vor der Rückenflosse beginnt und sich schräg um den ganzen hinteren Körper zieht. Seitlich tritt manchmal eine helle Blaufärbung auf und der Bauch ist fast hellblau. Brust und Rückenflosse sind weiß.
Der scheue und für Beobachter nicht leicht identifizierbare True-Schnabelwal lebt in der Hochsee. Seine Nahrung besteht aus Tintenfischen. Kratzspuren und Narben auf der Haut männlicher Tiere deuten auf erbitterte Rivalenkämpfe hin.
Strandungen von True-Schnabelwalen sind im westlichen Nordatlantik, auch in Irland, Frankreich, Großbritannien, auf den Kanarischen Inseln, in Südafrika und Australien bekannt.
Die britischen Wal-Experten Dylan Walker und James Diamond sichteten und fotografierten im Herbst 2001 vor der nordspanischen Küste einen etwa 5 Meter langen True-Wal. Damals hatte man schon geglaubt, diese Art sei ausgestorben, weil seit längerer Zeit keine Beobachtungen mehr geglückt waren.


Chinesischer Flussdelphin

1916: Der Chinesische Flussdelphin (Lipotes vexillifer), auch Baiji genannt, wurde erstmals westlichen Wissenschaftlern bekannt. Dieser fast blinde Süßwasserwal erreicht eine Länge bis zu 2,50 Metern und ein maximales Gewicht von 167 Kilogramm. Er frisst Fische bis zu etwa 6,5 Zentimetern Länge und unter 250 Gramm Gewicht. Baijis leben meistens in kleinen Gruppen von 3 oder 4 Tieren, manchmal werden aber bis zu 10 Exemplare zusammen gesichtet.
Die Augen des Chinesischen Flussdelphins haben fast keine Funktion mehr. Der Baiji orientiert sich überwiegend durch das Biosonar. Diese Sinnesumstellung wirkt angesichts des ständig zunehmenden Schiffsverkehrs auf dem Yangtse-kiang (Chang Jiang oder „Gelber Fluss“) geradezu grotesk.
Baijis bevölkern heute den Mittel- und Unterlauf des „Gelben Flusses“. In den 1950-er Jahren bevölkerten noch schätzungsweise 5000 Tiere den drittlängsten Fluss der Erde. 1995 zählte man kaum noch 100 Exemplare. Seit 1975 steht der Chinesische Flussdelphin unter Naturschutz. Er gehört zu den zwölf seltensten Säugetierarten der Erde.
Der Baiji kommt in der Poesie und in den Legenden der Chinesen bereits seit etwa 200 v. Chr. vor. Er verkörpert die Reinkarnation einer ertrunkenen Prinzessin.


Indopazifischer Schnabelwal

1926: Der Indopazifische Schnabelwal (Mesoplodon pacificus) wurde von dem australischen Wissenschaftler Longman beschrieben und benannt. Er wählte den Artnamen „pacificus“, weil die bis dahin bekannten Funde aus dem Pazifik stammten. In der Literatur steht mitunter der Name „Indopacetus pacificus“.
Von dieser Tierart liegen bisher nur zwei Schädelfunde vor. Nach deren Größe zu schließen dürften ausgewachsene Exemplare etwa 7 Meter lang sein. Der mächtige Unterkiefer dieser Schnabelwale steht vor dem Oberkiefer und hat zwei deutliche Löcher an der Spitze, in welchen bei lebenden Tieren zwei ovale Zähne ste-
cken können.
1882 wurde der erste Schädel eines Indopazifischen Schnabelwals an einem Strand in Queensland (Australien) entdeckt. 1955 fand man den zweiten Schädel an der Nordostküste von Somalia (Afrika). Daraus schließen Experten, dass diese Art im Pazifik und im Indischen Ozean verbreitet ist.
Von allen Wal- und Delphinarten ist über diese Schnabelwalart am wenigsten bekannt. In den 1980-er Jahren sind vielleicht zwei lebende Indopazifische Schnabelwale gesichtet worden. Wenn dies zuträfe, haben sie eine blaugraue Hautfarbe mit Kratzspuren und Narben, eine kleine Rückflosse und Schwimmflossen.


Bonobo

1929: In einem belgischen Museum wurde eine bis dahin unbekannte Art der Menschenaffen entdeckt: der zierliche und schwarzgesichtige Bonobo (Pan paniscus), den man früher als Zwergschimpansen bezeichnete. Sein Skelett ist kleiner und schlanker als bei herkömmlichen Schimpansen. 1933 wurde der Bonobo von dem amerikanischen Anatom Harold Coolidge († 1986) als eigenständige Art anerkannt und als „Pan paniscus“ bezeichnet.
Eigentlich trägt der Bonobo einen falschen Namen. Denn dieser Begriff beruht auf einer fehlerhaften Wiedergabe des Namens der Stadt Bolobo am Unterlauf des Zaire-Flusses, wo einst die ersten Exemplare dieser Menschenaffenart nach Europa verschifft wurden. Trotzdem entschieden sich die Zoologen, die Bezeichnung Bonobo beizubehalten.
Männliche Bonobos erreichen eine Körperlänge zwischen etwa 75 und 90 Zentimetern und ein Gewicht zwischen 37 und 61 Kilogramm. Weibliche Tiere bringen es auf eine Körperlänge zwischen etwa 70 und 75 Zentimetern und auf ein Gewicht zwischen 27 und 38 Kilogramm.
Bonobos sind schlanker und graziler als Schimpansen, besitzen längere Beine und gehen müheloser auf zwei Beinen. Ihr Gesicht ist flacher und ihre Stirn höher als bei Schimpansen.
Bonobos dürften die nächsten Verwandten der Menschen im Tierreich sein: Die genetische Übereinstimmung zwischen Mensch und Bonobo beträgt 99 Prozent. Im Kongo besagen regionale Traditionen, Bonobos und Menschen seien einst einmal Brüder gewesen.
Zum Speisezettel der Bonobos gehören Pflanzen und kleine Tiere. Sie fressen Früchte, Blätter, Blüten, Wurzeln, Stengel, Samen, Raupen, Termiten, Ameisen und manchmal sogar Fleisch, wenn sie einer jungen Zwergantilope (Ducker) begegnen. Aus seichten Flüssen und Sümpfen fangen sie Krebse und Fische.
Bonobo-Weibchen sind fast ständig empfängnisbereit. Nach einer Tragezeit von etwa 230 bis 240 Tagen bringen sie ein einzelnes Junges zur Welt, das bei der Geburt etwa 1200 bis 1300 Gramm wiegt.
Weibchen und Männchen paaren sich nicht nur, um die Art zu erhalten, sondern auch, um Spannungen abzubauen und Konflikte miteinander beizulegen. Sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren stärken die Zusammengehörigkeit der Gruppe.


Mekong-Riesenwels

1930: Einer der größten Süßwasserfische der Erde, der Mekong-Riesenwels (Pangasionodon gigas), wurde auf dem Fischmarkt der kambodschanischen Hauptstadt Pnom Penh entdeckt. Dieser legendäre „König der Fische“ erreicht eine Länge bis zu 3 Metern und ein Gewicht bis zu 300 Kilogramm. Er wird von den Einheimischen Pla Beuk, Pa Buk oder Trey Reach genannt, was „Riesenfisch“ oder „Königsfisch“ heißt.
Der Mekong-Riesenwels ist ein zahnloser Pflanzenfresser. In Thailand schätzt man ihn als Luxus-Speisefisch. Händler und Restaurants bezahlen bis zu 2000 US-Dollar für ein einziges Exemplar.
Die Riesenwelse wandern jedes Jahr einmal den Mekong hinauf, um vermutlich in einem See – etwa 2500 Kilometer weiter nördlich – im Süden Chinas zu laichen. Im Bereich von Stromschnellen zwischen Laos und Thailand spannen Fischer bis zu 250 Meter lange Nylonnetze auf, die wochenlang für die Riesenwelse eine kaum zu überwindende Barriere bilden.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden mit einfachen Methoden noch Hunderte von Mekong-Riesenwelsen gefangen. 1990 waren es mit modernen Stellnetzen lediglich noch 65 und 1998 sogar nur ein einziges Exemplar.


Kongopfau

1934: Der amerikanische Ornithologe James Chapin (1889–1944) entdeckte im Tervueren Museum in Belgien zwei ausgestopfte Exemplare des Kongopfaus (Afropavo congensis), die dort irrtümlich für „indische Pfaue“ gehalten wurden. Bis dahin kannte man aus Afrika keine Pfaue, sondern nur aus Asien.
Chapin war 1913 bei einer Expedition im Kongo, bei der man erfolglos nach der Waldgiraffe Okapi gesucht hatte, der prächtige Kopfputz von Eingeborenen aus langen, rotbraunen Federn mit schwarzen Streifen aufgefallen. Die Federn stammten von einer Vogelart, welche die Schwarzen „mbulu“ nannten, aber der Wissenschaft unbekannt war.
In der Folgezeit kam Chapin mehrfach in den Kongo, konnte dort aber keine „mbulu“ entdecken. 1934 erblickte er im Tervueren Museum zu seiner großen Überraschung zwei ausgestopfte Vögel, die Federn wie „mbulu“ trugen. 1935 gelang es Chapin, im Kongo solche Vögel zu finden und sieben Exemplare mit nach New York zu nehmen. 1936 beschrieb er die neue Art und nannte sie „Afropavo congensis“.
Über das Leben der Kongopfaue in der Wildnis ist wenig bekannt. Diese Vögel leben in kleinen Gruppen, zu denen jeweils ein männliches Tier und einige weibliche Exemplare gehören. Der Kongopfau gilt heute als gefährdete Tierart.


Kouprey

1936: Der Zoodirektor Achille Urbaine (1884–1957) aus Paris-Vincennes sah in Nordkambodscha erstmals Hörner des Waldrindes Kouprey (Bos sauveli). Er beauftragte den Tierarzt R. Sauvel, ihm ein lebendes Tier für seinen Zoo zu beschaffen und erhielt 1937 einen jungen Bullen. Urbaine beschrieb 1937 die neue Rinderart als „Bos sauveli“.
Männliche Tiere dieser Spezies erreichen eine Schulterhöhe von etwa 1,70 bis 1,90 Metern und ein Gewicht von ca. 700 bis 900 Kilogramm. Erwachsene weibliche Exemplare sind merklich kleiner und leichter als männliche. Die Männchen sind schwarz oder dunkelbraun, die Weibchen überwiegend hellgrau.
Kouprey-Bullen tragen bis zu 80 Zentimeter lange Hörner mit einem merkwürdigen Hornfaserkranz unterhalb der Hornspitzen. Dabei handelt es sich um Reste der Jugendhornscheide, die im vierten Lebensjahr von dem darunter heranwachsenden Dauerhorn durchstoßen wird. Bei anderen horntragenden Huftieren werden die Hornfasern abgewetzt, nur beim Kouprey bleiben sie erhalten.
Die Koupreys leben in Grasländern, die vielfach mit Dickichten und unterholzreichen Wäldern durchsetzt sind. In den frühen Morgenstunden äsen sie im offenen Weideland. Während der mittäglichen Hitze ziehen sie sich zum Wiederkäuen in den Schatten des dichteren Waldes zurück. Am späten Nachmittag bis spät in die Nacht sind sie dann wieder rege.
Auf dem Speisezettel der Koupreys stehen vor allem junge Gräser und Kräuter. Daneben ernähren sie sich aber auch von Blättern und Trieben der Bäume und Sträucher.
Während der Paarungszeit im April und Mai folgen die Bullen den aus Weibchen und Jungen bestehenden Gruppen und versuchen, die Weibchen zu decken. Nach einer Tragzeit von etwa neun Monaten kommen die Kälber zur Welt.
Im 20. Jahrhundert umfasste der Artbestand der Koupreys nie mehr als insgesamt 2000 Tiere. Ihre Restbestände leben im Preah-Vihea-Reservat (Kambodscha), das an der Grenze zu Thailand liegt, sowie in der bewaldeten Hügelzone entlang der Grenze zu Vietnam und Laos. Die Koupreys gelten heute als vom Aussterben bedroht.


Quastenflosser

1938: An der Ostküste Südafrikas vor der Mündung des Chalumna-Flusses – südlich von East London – wurde vor Weihnachten ein Quastenflosser gefangen. Vorher hatte man geglaubt, die Fischgruppe der Quastenflosser (Crossopterygii) sei bereits in der Kreidezeit ausgestorben. Der Fischspezialist James L. B. Smith (1897–1968) an der „Rhodes University“ in Grahamstown benannte 1939 den Fund nach der damaligen Kustodin am naturhistorischen Museum der südafrikanischen Stadt East London, Marjorie Courtenay-Latimer (geb. 1907), und nach dem Fundort in Nähe des Chalumna-Flusses „Latimeria chalumnae“.
Frau Courtenay-Latimer wurde am 22. Dezember 1938 gegen 9.45 Uhr telefonisch über den Fang eines bisher unbekannten Fisches informiert, der in etwa 75 Metern Tiefe ins Netz gegangen war. Diese Nachricht verdankte sie dem Kapitän namens Goosen. Marjorie eilte zum Hafen und besichtigte an Deck des Trawlers „Nerine“ eine Fischart, die sie noch nie erblickt hatte und die etwas Besonderes sein musste. Der Fisch vor ihr war vielleicht 1,50 Meter lang, stahlblau und mit schwach weißlich leuchtenden Flecken übersät.
Im Museum sah Frau Courtenay-Latimer in einem Lehrbuch über Fische nach und fand ihre Vermutung bestätigt: Wenn sie sich nicht irrte, handelte es sich bei dem ungewöhnlichen Fang um ein Tier, das seit etwa 65 Millionen Jahren nicht mehr existierten sollte: Es war ein Quastenflosser: ein „lebendes Fossil“. Frau Courtenay-Latimer alarmierte noch am selben Tag den Fischspezialisten Smith, der damals hauptberuflich Chemie-Professor war, und schickte ihm am nächsten Tag eine Zeichnung.
Da Frau Courtenay-Latimer den Fisch nicht einfrieren konnte, umwickelte sie ihn mit Zeitungspapier, das sie mit Formalin tränkte. Erst am 16. Februar 1939 kam der Fischexperte Smith nach East London, besichtigte dort den inzwischen präparierten Fund und bestätigte, dass es sich tatsächlich um einen Quastenflosser handelte. „Es war, als wäre mir plötzlich ein Dinosaurier begegnet“, erklärte er später.
Um weitere Exemplare zu erhalten, ließ Professor Smith ein dreisprachiges Flugblatt in Portugiesisch, Englisch und Französisch verteilen, das jedem Entdecker eines Quastenflossers 100 Pfund Belohnung versprach. Es vergingen 14 Jahre, bis am Weihnachtsabend 1952 vom englischen Kapitän Hunt der Fang eines zweiten Quastenflossers von der Insel Anjouan zwischen Madagaskar und Ostafrika gemeldet wurde, der mit Hilfe des südafrikanischen Ministerpräsidenten Daniel François Malan (1874–1959) und der südafrikanischen Luftwaffe geborgen wurde.
Später fing man vor den Komoren-Inseln Anjouan und Grande Comore weitere Quastenflosser. Dort leben diese Fische offenbar in Tiefen zwischen 150 und 800 Metern.
Quastenflosser, die Latimeria ähnlich sind, lebten bereits in der Devonzeit vor etwa 400 Millionen Jahren. Latimeria repräsentiert also eine außerordentlich langlebige Tiergruppe.
Bei den Quastenflossern gab es im Meer lebende Coelacanthiformes (auch Actinista genannt), die im Wasser geblieben sind, und im Süßwasser vorkommende Rhipidistia, die außer Kiemen schon Lungensäcke besaßen, sowie sich mit ihren kräftigen Flossen vom Boden
abstützen und auf diese Weise an Land rutschen konnten. Die Eroberung des Festlandes durch die Rhipidistia gilt als einer der folgenreichsten Entwicklungsschritte in der Stammesgeschichte der Wirbeltiere (Vertebrata). „Latimeria chalumnae“ gehört zu den Coelacanthiformes.


Takahe

1948: Der Arzt und Naturforscher Geoffrey Orbell (geb. 1908) aus Invercargill entdeckte am 20. November an einem kleinen See auf Neuseeland die damals bereits als ausgestorben geltende Takahe (Notornis mantelli) wieder. Er hatte seit langem an Wochenenden und im Urlaub zusammen mit Freunden in den Tälern der Murchison Mountains nach dieser Vogelart eifrig gesucht.
Das Tal in dem Geoffrey Orbell die Takahe aufspürte, heißt heute „Takahe Valley“ und der See trägt zu Ehren des rührigen Arztes und Naturforschers den Namen „Lake Orbell“. Die Entdeckungsgeschichte der Takahe wurde in dem Buch „Saving New Zealand’s Endangered Birds“ (1995) von Rod Morris und Hal Smith spannend geschildert.
Die etwa 60 Zentimeter lange und bis zu 3 Kilogramm schwere Takahe gilt als die größte Ralle der Welt. Sie sieht aus wie ein großes Huhn, besitzt einen kräftigen Schnabel, trägt blaue und grüne Federn, hat kleine Flügel, die nicht zum Fliegen taugen, und verfügt über sehr kräftige Beine.
Dass die Ureinwohner Neuseelands das Fleisch der Takahe, die sie „moho“ nannten, zu schätzen wussten, beweisen Knochenfunde in Abfällen der Maoris. Zwischen 1800 und 1900 sichtete man die Takahe offiziell nur noch vier Mal. 1930 hieß es, diese Tierart sei erloschen.
1847 entdeckte der Naturforscher Walter Mantell (1820–1895) fossile Knochen der Takahe, die er dem Londoner Zoologen und Anatom Richard Owen (1804–1892) schickte. Owen beschrieb 1849 den fossilen Schädel einer Takahe als „Notornis mantelli“, womit er den Entdecker ehrte. Als später lebende Vögel gefunden wurden, nannte man diese „Porphyrio mantelli“.
1948 existierten in den Murchison Mountains noch etwa 250 Exemplare der Takahe. In den frühen 1970-er Jahren wiesen Mitarbeiter des „Wildlife Service“ auf einen spürbaren Rückgang der Bestände hin. 1981 zählte man in den Murchison Mountains nur rund 120 Exemplare und 2000 waren es nicht viel mehr als 130.
Ab Mitte der 1980-er Jahre setzte man die Takahe auf Maud Island aus. In den 1990-er Jahren wurde dieser seltene Vogel auch auf den Inseln Mana, Kapiti und Tiritiri Matangi eingebürgert. 1999/2000 betrug die Gesamtzahl 221 Tiere.


Blomberg-Kröte

1951: Die größte Kröte der Welt, die so genannte Blomberg-Kröte oder Kolumbianische Riesenkröte (Bufo blombergi), wurde in sumpfigen Waldgebieten Kolumbiens entdeckt. Ihr Artname erinnert an den schwedischen Forschungsreisenden Rolf Blomberg.
Die Weibchen der Kolumbianischen Riesenkröte erreichen 25 Zentimeter Länge und ein Gewicht von mehr als 1 Kilogramm. Ähnlich groß wie die Blomberg-Kröten sind die maximal 23 Zentimeter langen Weibchen der Aga-Kröten (Bufo marinus). Die in Westindien, Mexiko sowie Zentral- und Südamerika heimische Aga-Kröte wurde erst 1991 beschrieben.


Japanischer Schnabelwal

1957: Die japanischen Wissenschaftler Nishiwaki und Kamiya beschrieben den Japanischen Schnabelwal (Mesoplodon ginkgodens). Sein Artname beruht darauf, dass die Zähne des Männchens den Blättern des in Japan häufigen vorkommenden Ginkgo-Baumes ähneln. Diese Zähne sind bis zu 10 Zentimeter breit und damit die größten, die bei Schnabelwalen vorkommen.
Japanische Schnabelwale erreichen eine Länge zwischen etwa 4,70 und 5,20 Metern sowie ein Gewicht von ca. 1,5 bis 2 Tonnen. Sie fressen Tintenfische und Fische. Ihr Lebensraum ist die Hochsee vor allem im Nordpazifik, besonders vor Japan, aber auch der Südpazifik und der Indische Ozean.
Die Haut der männlichen Japanischen Schnabelwale ist sehr dunkel und weist weiße Punkte und Flecken in Bauchnähe auf. Ihre Schwimm- und Rückenflossen sind klein und schmal gebaut. Im Gegensatz zu anderen Arten von Schnabelwalen hat diese Spezies nicht so viele Kratzspuren und Narben auf der Körperoberfläche.


Pazifischer Hafenschweinswal

1958: Der Pazifische Hafenschweinswal (Phocoena sinus), auch Vaquita oder Cochito genannt, wurde entdeckt. Mit einer Länge von etwa 1,20 bis 1,50 Metern gehört er zu den kleinsten Walarten. Erwachsene Tiere wiegen zwischen etwa 30 und 55 Kilogramm.
Pazifische Hafenschweinswale besitzen das kleinste Verbreitungsgebiet aller Wale: Sie leben im nördlichen Kalifornischen Golf („Sea of Cortez“) im Umkreis von weniger als 50 Kilometern. Früher könnten sie vielleicht auch weiter südlich entlang der mexikanischen Küste verbreitet gewesen sein.
Die scheuen Wale leben – allein oder gruppenweise – in flachen Lagunen und können sogar in Gewässern existieren, die so flach sind, dass ihre Rücken aus dem Wasser ragen. Beim Atmen erzeugen sie ein lautes Geräusch, das dem der Schweinswale (Phocoena phocoena) ähnelt.
Der Bestand der Pazifischen Hafenschweinswale wird auf etwa 100 bis 500 Tiere geschätzt. Sie gelten als vom Aussterben bedroht.


Hubb-Schnabelwal

1963: Der amerikanische Biologe Moore beschrieb den Hubb-Schnabelwal (Mesoplodon carlhubbsi), dessen Name an den amerikanischen Biologen Carl Hubb erinnert. Diese Wale werden bis zu 5,30 Meter lang und etwa 1 bis 1,5 Tonnen schwer. Ihre Kälber sind bei der Geburt bereits ca. 2,50 Meter lang.
Hubb-Schnabelwale besitzen eine knollige, weiße Stirnkappe, einen weißen Schnabel und einen Zahn in jeder Unterkieferhälfte. Männliche Tiere sind dunkelgrau bis schwarz, weibliche und junge Exemplare mittelgrau mit einer hellgrauen Bauchseite. Weiße Narben und Kratzspuren auf der Haut männlicher Tiere könnten von Kämpfen untereinander herrühren.
Die Hubb-Schnabelwale ernähren sich von Kalmaren und Tiefseefischen. Sie leben vermutlich vor allem in Tiefwasserregionen, nähern sich keinen Booten und tauchen mit dem Schnabel voran auf.
Hubb-Schnabelwale kennt man überwiegend durch Strandungen entlang der Pazifikküste Kaliforniens, British Columbias und Japans. Bisher gab es nur eine Sichtung eines lebenden Tieres.


Iriomote-Katze

1965: Die Iriomote-Katze (Felis iriomotensis) wurde auf der japanischen Insel Iriomote entdeckt. Sie kommt nur auf dieser Insel vor und besitzt somit das kleinste Verbreitungsgebiet aller Katzenarten. Der japanische Wissenschaftler Imaizumi beschrieb 1967 diese neue Art. Heute ist unklar, ob es sich dabei um eine eigene Spezies oder lediglich um eine Unterart der Bengalkatze (Felis bengalensis) handelt.
Die Iriomote-Katze ist vom Kopf bis zum Rumpf bis zu 60 Zentimeter lang, erreicht eine Schulterhöhe von etwa 30 Zentimetern, hat relativ kurze Beine, trägt einen etwa 20 Zentimeter langen Schwanz und wird maximal 5,5 Kilogramm schwer. Sie hat eine olivgraue Grundfarbe, auf dem Kopf dunklere Streifen sowie an den Seiten und auf dem Rücken Tupfen.
Meistens jagt die Iriomote-Katze am Boden, sie kann aber auch klettern und schwimmen. Zu ihrem Speisezettel gehören Reptilien wie Schlangen und Skinke, Insekten, Nagetiere, Vögel, Fische und Krebse.
Die Paarung erfolgt im Februar und März sowie im September und Oktober. Dabei werden „bellende Laute ausgestoßen“. Nach einer Tragezeit von etwa 60 bis 70 Tagen bringen die Weibchen ein bis vier Junge zur Welt, die nach etwa 10 bis 12 Monaten geschlechtsreif werden.
Nach ihrer Entdeckung ging die Zahl der Iriomote-Katzen bereits spürbar zurück. Der heutige Bestand dieser seltenen Kleinkatzen wird auf etwa 40 bis 80 Tiere geschätzt. In Gefangenschaft können Iriomote-Katzen bis zu 10 Jahre alt werden.


Melonenkopf-Wal

1966: Der Breitschnabeldelphin oder Melonenkopf-Wal (Peponocephala electra) wurde entdeckt. Er erreicht eine Länge bis zu 2,70 Metern und ein Gewicht von maximal 160 Kilogramm. Diese Tiere tauchen vermutlich sehr tief und ernähren sich von Tintenfischen und Fischen. Ihr Lebensraum ist die Hochsee. Breitschnabeldelphine kommen in tiefen, tropischen und subtropischen Gewässern vor den Philippinen, der Ostküste Australiens und Hawaii vor.


Magenbrütende Frösche

1973: Der australische Forscher Michael Taylor von der Universität Adelaide entdeckte in Queensland (Australien) die Froschart „Rheobatrachus silus“. Die auf den ersten Blick unauffälligen Lurche lebten in Fließgewässern nördlich von Brisbane.
Wenige Monate später beobachtete Taylor, dass aus dem Maul eines der Frösche in seinem Terrarium plötzlich voll entwickelte Jungfrösche krabbelten. Des Rätsels Lösung: „Rheobatrachus“-Weibchen schlucken die befruchteten Eier und brüten sie im Magen aus.
Nach dem Schlüpfen bleiben die Kaulquappen so lange im Magen, bis sie zu fertigen Fröschen herangewachsen sind. Während die Froschmutter acht Wochen lang fastet, ernähren sich ihre Kleinen von einem großen Dottersack.
Weibchen von „Rheobatrachus silus“ erreichen eine Länge zwischen 4,5 und 5,4 Zentimetern, Männchen zwischen 3,3 und 4,1 Zentimetern. Die Nahrung dieser Frösche besteht aus verschiedenen kleinen lebenden Insekten.
Bereits 1979, nur sechs Jahre nach der Entdeckung, gingen die Bestände der Magenbrütenden Frösche dramatisch zurück. Im September 1981 wurde das letzte Tier in freier Natur gesichtet und 1984 starb das letzte bekannte Tier in Gefangenschaft.
1984 wurde eine zweite Art der Magenbrütenden Frösche entdeckt, die man als „Rheobatrachus vitellinis“ beschrieb. Diese Spezies gilt inzwischen ebenfalls als verschollen.


Chaco-Pekari

1974: Die größte der drei Arten südamerikanischer Nabelschweine, das Chaco-Pekari (Catagonus wagneri), wurde entdeckt. Bis dahin hatte man angenommen, jenes Säugetier sei bereits im Eiszeitalter (Pleistozän) ausgestorben. 1975 erfuhr die Fachwelt erstmals von dieser neuen Tierart.
Das Chaco-Pekari wird bis zu 57 Zentimeter hoch, 1 Meter lang und maximal 40 Kilogramm schwer. Es hat schwarze Rückenstreifen und ein weißes Halsband auf seinem graubraunen bis schwarzweißmellierten Fell. Von den anderen Nabelschweinarten (Tayassu tajacu, Tayassu pecari) unterscheidet es sich durch einen größeren Kopf, längere Ohren, Schnauze und Beine sowie einen längeren Schwanz.
Die Chaco-Pekaris sind im Dornenwald mit Palmen- und Grasinseln im Gran Chaco (Nordargentinien), Südostbolivien und Westparaquay heimisch. Diese Gebiete gelten als die heißesten und trockensten Regionen in Südamerika. Die Nabelschweine leben in kleinen Gruppen von zwei bis zu zehn Tieren und sind vor allem vormittags unterwegs.
Der Nachwuchs kommt überwiegend zwischen September und Dezember zur Welt. Trächtige weibliche Tiere verlassen die Gruppe, wenn sie ihren Nachwuchs zur Welt bringen und kehren danach wieder zurück. Die Neugeborenen können bereits wenige Stunden nach der Geburt laufen.
Bisher liegen keine Berichte über ein aggressives Verhalten dieser Nabelschweine gegenüber Menschen vor. Nach Auffassung des Wissenschaftlers Lyle Sowls dürfte dies auf die isolierten Lebensräume dieser Tierart zurückzuführen sein. Seit 1976 gilt das Chaco-Pekari als gefährdete Tierart.


Peruanischer Schnabelwal

1976: Auf einem peruanischen Fischmarkt fand man das erste Exemplar der kleinsten Art der Schnabelwale (Ziphiidae), den Peruanischen Schnabelwal. 1985 wurde erneut auf einem peruanischen Fischmarkt ein solches Tier entdeckt. 1988 barg man ein gestrandetes Männchen tot in Peru. Erst 1991 wurde die neue Art offiziell anerkannt und „Mesoplodon peruvianus“ genannt.
Von anderen Schnabelwalen unterscheidet sich diese bis zu 3,70 Meter lange Spezies durch die markante dreieckige Rückenflosse. Am Oberkiefer trägt sie keine Zähne und am Unterkiefer zwei so kleine, dass man diese nur an toten Exemplaren bei der Autopsie bemerkt. Die Haut der Tiere ist dunkelgrau bis schwarz mit einer helleren Bauchseite, die nach dem Nabel wieder dunkler wird.
Peruanische Schnabelwale ernähren sich von Fischen und Tintenfischen. Die meisten Sichtungen erfolgten bisher bei Peru. Aus Mexiko sind zwei Strandungen bekannt.


Riesenmaulhai

1976: Der Riesenmaulhai „Megamouth“ wurde am 15. November nahe der Insel Cahu in Hawaii entdeckt. Ein etwa 4,50 Meter langes Exemplar hatte sich in die Leinen der Treibanker eines Forschungsschiffes der amerikanischen Marine verbissen. Als die Besatzung die Treibanker aus etwa 100 Meter Tiefe zog, stellte sie fest, dass sie einen seltsamen Fang gemacht hatte: Es war ein bis dahin unbekannter Fisch, der wie eine Mischung aus einem Hai und einem Wal aussah.
Im Bishop-Museum von Hawaii stellte man fest, dass es sich um eine neue Haiart handelte. Diese hatte einen auffällig großen, langen und breiten Kopf, der nicht wie bei anderen Haien spitz zulief. Im Riesenmaul befanden sich mehr als 400 Zähne, die in etwa 50 bis 70 Reihen an jedem Kiefer angeordnet waren. 1983 wurde die neue Haiart als „Megachasma pelagios“ beschrieben.
Der Riesenmaulhai gilt nach dem Fang des ersten Quastenflossers von 1938 als die zweite große fischkundliche Entdeckung des 20. Jahrhunderts. Weitere Exemplare entdeckte man im November 1984 vor der Küste der kalifornischen Insel Santa Catalina, am 18. August 1998 an der Küste von Mandaurah (Australien), 1989 in japanischen Gewässern (zwei Exemplare), am 21. Oktober 1990 erneut vor Kalifornien sowie 1995 und 1997 vor Japan.
Das 1990 von dem kalifornischen Fischer Otto Elliott mit einem Netz in etwa 23 Meter Tiefe gefangene Tier wurde von einem Biologen untersucht, mit einem Sender markiert und wieder freigelassen. Danach konnte man den Riesenmaulhai etwa 50 Stunden lang verfolgen. Tagsüber blieb er in einer Tiefe von etwa 170 Metern, nachts stieg er bis ca. 12 Meter unter der Wasseroberfläche auf.
Die Riesenmaulhaie ernähren sich vermutlich von Kleinstlebewesen des Meeres. Offenbar locken sie ihre Beute mit ihrer silbrig schimmernden Zunge und der Maulumrandung an.


Rotes Rattenkänguru

1978: Das Langfüßige Potoroo oder Rote Rattenkänguru (Aepryprymnus rufescens) wurde in Australien entdeckt. Dieses Tier gilt als eines der kleinsten Kängurus auf dem „Fünften Kontinent“. Es misst vom Kopf bis zum Rumpf nur 30 bis 38 Zentimeter und wiegt maximal 1650 Gramm. Das Tier ähnelt einer großen Ratte, weil seine Hinterbeine nicht so lang sind wie bei echten Kängurus.
Das Rote Rattenkänguru hält sich im dichten Unterwuchs auf. Es ruht in Grasnestern und Erdhöhlen oder hoppelt geduckt am Boden entlang. Zu seiner Nahrung gehören allerlei Pflanzen, aber auch Insekten, Würmer und andere Kleintiere, die es mit den scharfen Krallen seiner Vorderbeine aus dem Boden scharrt.
Weibchen der Roten Rattenkängurus werden oft von einem fast erwachsenen Jungen begleitet. Ansonsten sind diese Tiere Einzelgänger.
Rote Rattenkängurus kommen im küstennahen Südostaustralien, vom südlichen Queensland bis ins westliche Victoria, in relativ feuchten Gebieten vor. Auf Tasmanien existiert eine Unterart von ihnen.


Jemenwaran

1984: Der Zoologe Wolfgang Böhme entdeckte in einem Naturfilm des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) über den Nordjemen eine zufällig von dem Münchener Filmproduzenten Wieland Lippoldmüller gedrehte Szene mit einem Waran. Diese Tatsache ließ den am Bonner Museum Koenig tätigen Wissenschaftler aufhorchen, weil bis dahin von dort kein solches Reptil bekannt war.
Böhme nahm mit dem Filmproduzenten Kontakt auf und erfuhr, dass der Waran in einem Gebiet gefilmt wurde, in welchem die Küstenwüste (Tihama) des Roten Meeres in die Gebirgstihama übergeht. Die Filmleute überraschten das Tier in einem Trockenflussbett (Wadi), etwa 10 Kilometer nördlich des Ortes Ass Sokhna entfernt, dabei, als es auf einen kleinem Baum klettern wollte.
Das Fundgebiet und das Baumklettern sprachen gegen einen Wüstenwaran wie den aus dem benachbarten Saudi-Arabien bekannten „Varanus griseus“. Auf einer Kopie der Filmszene erkannte Böhme, dass es sich um ein Tier handelte, das dem afrikanischen Steppenwaran (Varanus exanthematicus) ähnelte.
Daraufhin plante man, während einer Forschungsreise vom Januar bis April 1985 für zwei vom Museum Koenig in Bonn zu betreuende Diplomarbeiten über die jemenitische Reptilien- und Amphibienfauna sollten ein oder mehrere Exemplare gefangen und mit nach Deutschland gebracht werden. Doch die Studenten Johannes Peter Fritz und Felix Schütte entdeckten in dem schwer zugänglichen Fundgebiet keinen einzigen Waran.
In der Folgezeit geriet der mysteriöse Waran im Museum Koenig nicht in Vergessenheit. Dort zeigte man unter anderem dem amerikanischen Waran-Experten Walter Auffenberg aus Gainsville (Florida) bei einem Arbeitsbesuch die Filmszene mit dem Waran und dieser deutete das Reptil als neue Art.
Im Spätherbst 1985 sah der Londoner Herpetologe Edwin Nicholas Arnold bei einem Symposium über die Zoologie des Nahen Ostens in Mainz erstmals Bilder des rätselhaften Warans. Dabei erinnerte er sich an zwei Steppenwaran-Präparate des Britischen Museums, die aus Al Khobar bei Aden im Südjemen stammen sollten. Das wurde jedoch bezweifelt, weil man den für einen Steppenwaran ungewöhnlichen Fundort als Etikettenverwechslung der im 19. Jahrhundert auch in Somalia tätigen Sammler deutete.
Auf Wunsch des Museums Koenig suchte Beat Schätti vom Zoologischen Museum Zürich bei einer Jemenreise, die vor allem Schlangen gewidmet war, das Gebiet von As Sokhna auf, fing dort überraschenderweise acht Warane und importierte sie in die Schweiz. Sechs Exemplare kamen in den Züricher Zoo in die Obhut von Rene Honegger, zwei ins Bonner Museum Koenig.
Nach einem Zeitungsartikel im Bonner „General-Anzeiger“ am 10. Dezember 1986 über die sensationelle Entdeckung teilte der Freiburger Professor Horst Kopp brieflich mit, er habe im Nordjemen, etwa 20 Kilometer östlich von Bajil, einen Waran beobachtet und fotografiert. Das seinem Schreiben beigelegte Foto zeigte dieselbe Waranform wie bei As Sokhna.
Drei Jahre nach der Entdeckung des rätselhaften Warans im Fernsehen kam diese Tierart zu einem wissenschaftlichen Namen: Der Reptilienexperte Wolfgang Böhme beschrieb sie 1987 als Jemenwaran und bezeichnete sie als „Varanus jemenensis“.


Bilkis-Gazelle

1985: Der australische Zoologe Colin Groves erkannte, dass ungewöhnliche Gazellenfelle, die 1950 im Nordjemen gesammelt worden waren, von einer neuen Art stammten. Er beschrieb diese Bilkis-Gazelle oder Jemen-Gazelle und bezeichnete sie als „Gazella bilkis“.
Die bereits in den 1950-er Jahren seltenen Bilkis-Gazellen kamen schon damals nur noch auf Hochebenen und Bergen rund um die jemenitische Stadt Ta’izz vor. Das „Chicago Field Museum“ erhielt einige Exemplare, die 1951 gesammelt worden waren.
Chris Furley schoss 1985 in der „Al Wabra Wildlife Farm“ in Qatar ein Foto von einem Bilkis-Gazellen-Paar. 1992 suchte eine Expedition erfolglos Bilkis-Gazellen. Einheimische berichteten, diese Tiere seien schon länger nicht mehr gesichtet worden.
In der „Roten Liste“ gefährdeter Tiere von 1999 hieß es über die Bilkis-Gazelle, sie sei ausgestorben. Auch die Arabische Gazelle (Gazella arabica) und die Rote Gazelle (Gazella rufina) gelten als erloschen. In der Literatur wird die Bilkis-Gazelle als „Gazelle der Königin von Saba“ bezeichnet.


Goldener Bambuslemur

1985: Der an der Ruhr-Universität Bochum tätige Biologe Bernhard Maier entdeckte im Regenwald auf Madagaskar den Goldenen Bambuslemur (Hapalemur aureus). Der
Name dieses Halbaffen beruht auf seinem leicht bräunlich gefärbten Fell und seiner Vorliebe für Bambussprossen, von denen er täglich bis zu 500 Gramm frisst.
Männliche Goldene Bambuslemuren erreichen eine Gesamtlänge bis zu 74 Zentimetern, wovon etwa die Hälfte auf den Schwanz entfällt. Weibchen werden bis zu 80 Zentimeter groß. Erwachsene Tiere bringen etwa 1,5 Kilogramm auf die Waage.
Goldene Bambuslemuren leben in Gruppen von zwei bis zu sechs Exemplaren. Die Gesamtzahl dieser seltenen Halbaffen wird auf etwa 200 bis 800 Tiere geschätzt. Sie gehören zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Primaten auf Madagaskar.


Riesengecko

1986: Die kanadischen Biologen Aaron M. Bauer und Anthony Russel beschrieben ein etwa 60 Zentimeter langes Reptil, das sich seit mehr als zwei Jahrhunderten im Besitz des Naturhistorischen Museums in Marseille befand, als bisher unbekannten Riesengecko (Hoplodactylus delcourti). Mit dem Artnamen wurde Alain Delcourt aus Marseille geehrt, der Aufnahmen dieses Tieres weltweit an Reptilienexperten verschickt hatte, um seine Identität zu klären.
Hoplodactylus delcourti gilt als größter Gecko. Er stammte aus Neuseeland und kam bereits im frühen 18. Jahrhundert in die Sammlungen des „Museé d’Histoire Naturelle de Marseille“. Zu Lebzeiten umfasste seine Nahrung vermutlich große Insekten, Beeren und Früchte. Als er erstmals wissenschaftlich untersucht wurde, dürfte er schon lange ausgestorben gewesen sein.
Neuseelands Ureinwohner, die Maoris, hatten das Reptil „kawakaweau“ genannt. Dieses Tier wurde von den Weißen bis zu der Entdeckung von 1986 als Legende betrachtet.


Goldkronen-Sifaka

1989: Der Goldkronen- oder Tattersalls-Sifaka (Propithecus tattersalli) auf Madagaskar wurde erstmals beschrieben. Diesen Halbaffen mit kurzem, weißem Fell und einer golden-orangefarbenen „Krone“ auf dem Kopf hatte man bereits 1974 beobachtet, aber damals noch nicht als eigene Art identifiziert.
Bei Goldkronen-Sifakas erreicht der Körper bis zu 50 Zentimeter Länge. Hinzu kommt noch der bis zu 40 Zentimeter messende Schwanz. Erwachsene Tiere erreichen ein Gewicht von maximal 3,5 Kilogramm.
Die Goldkronen-Sifakas leben in Gruppen von 3 bis zu 10 Tieren. Zu einer Gruppe gehören die Eltern und ihr Nachwuchs. Sie fressen Samen, unreife Früchte, Laub und Blumen.
Im Alter von etwa zwei oder drei Jah-
ren werden die Goldkronen-Sifakas geschlechtsreif. Alljährlich bringen die Weibchen nach einer Tragezeit von etwa 165 Tagen ein Junges zur Welt. In freier Natur werden diese Halbaffen ungefähr 25 bis 20 Jahre alt.

Brückenechse

1989: Auf der kleinen Insel Brother’s Island in der Cookstraße zwischen der Nord- und Südinsel von Neuseeland wurde eine weitere Art der Brückenechsen entdeckt: „Sphenodon guntheri“. Von dieser Spezies leben heute nur noch etwa 300 erwachsene Tiere.
Wie die bereits 1939 entdeckte Brückenechse „Sphenodon punctatus“ gilt auch „Sphenodon guntheri“ als eine Art der Schnabelköpfe (Rhynchocephalia) und als so genanntes „lebendes Fossil“. Der deutsche Name Brückenechse beruht auf der doppelten knöchernen Überbrückung der Schläfenöffnung.
Männliche Tiere von „Sphenodon gunt-heri“ werden bis zu 60 Zentimeter lang und wiegen etwa 1 Kilogramm. Die kleineren Weibchen bringen etwa 500 Gramm auf die Waage.
„Sphenodon guntheri“ ernährt sich von Insekten, Eidechsen, Vögeln und Vogeleiern. Jüngere Tiere sind aktiver als erwachsene und jagen auch tagsüber. Ältere Tiere dagegen lauern nachts im Sitzen auf vorbeikommende Beutetiere und erbeuten sie. Im Schutz der Dunkelheit schleichen sie sich auch an schlafende Seevögel heran.


Vu-Quang-Rind

1992: Im dem vietnamesischen Dorf Kim Quang wurden die ersten drei halbmeterlangen Hornpaare des bis dahin der Wissenschaft unbekannten Vu-Quang-Rindes (Pseudoryx nghethinhensis) entdeckt. Auf sie stieß John Mac-Kinnon, der im Auftrag des „World Wildlife Fund“ (WWF) besonders schutzwürdige Gebiete in Vietnam suchte. Auf Satellitenbildern hatte die abgelegene Vu-Quang-Region mit ursprünglichem Regenwald, bergigem, feuchtem Gelände und wenig menschlichen Siedlungen eine reiche Tierwelt versprochen.
Die Hörner aus Kim Quang ähneln dem Kopfschmuck afrikanischer Oryxantilopen, woran der Artname „Pseudoryx nghethinhensis“ („falsche Oryx aus der Provinz Nghe-Thinh“) erinnert. Bei vier Expeditionen vietnamesischer Wissenschaftler entdeckte man Reste weiterer 20 Tiere, darunter drei vollständig erhaltene braunschwarze Felle. Die Tierart, von der diese Funde stammten, erreichte eine Schulterhöhe von etwa 80 bis 90 Zentimetern und ein Gewicht von ca. 100 Kilogramm. Sie besaß kleine Füße und einen kurzen Schwanz.
Nach der Entdeckung wurden die seltenen noch lebenden Tiere unter Schutz gestellt. Einheimische Jäger kannten diese Dschungelrinder, die sie „Bergziege“ oder Soala („Spindelbock“) nannten und jagten, schon immer. Auf Schmuckstücken aus Gräbern einer etwa 2000 Jahre alten vietnamesischen Hochkultur waren ähnlichen Tiere abgebildet.


Riesen-Muntjak

1994: John MacKinnon entdeckte im April in Kim Quang (Vietnam) bis zu 20 Zentimeter lange Geweihe einer Hirschart, die später als „Riesen-Muntjak“ (Megamuntiacus vuquangensis) beschrieben wurde. Auf ähnliche Geweihe stießen Naturschützer in Laos, die in einem kleinen Tierpark der Stadt Lak Xao sogar einen lebenden Hirsch vorfanden, der ein solches Geweih trug.
Der „Riesen-Muntjak“ war eine bis dahin unbekannte Hirschart. Vorher kannte man nur kleinwüchsige Muntjak-Arten, die hauptsächlich in Ost- und Südostasien leben. Männliche „Riesen-Muntjaks“ erreichen eine Schulterhöhe von etwa 65 bis zu 75 Zentimetern und ein Gewicht von maximal 55 Kilogramm. Bis zur Kopfspitze sind sie ungefähr 1,40 Meter groß.


Truong-Son-Muntjak

1995: Im Tierpark von Lak Xao (Laos) wurde der „Truong-Son-Muntjak“ (Aluntiacus truongsonensis) als neue Tierart entdeckt. Dabei handelte es sich um einen auffällig kleinen Muntjak mit einem Gewicht von etwa 15 Kilogramm. Er war nur halb so groß wie der Indische Muntjak, trug ein schwarzes Fell, hatte ein leuchtend orangefarbenes Käppchen zwischen den kaum daumennagelgroßen Geweihstümpfen und stieß bellende Laute aus. 1997 fand man in Vietnam 18 Schädel solcher Zwerghirsche. Die Laoten bezeichneten dieses Tier „Fan Dong“ („Muntjak der reifen Wälder“), die Vietnamesen als „Sam Soi Cacoong“ („Hirsch, der im tiefen, dichten Wald lebt“).


Indonesischer Quastenflosser

1997: Im September machte Arnaz Mehta Erdmann, die frisch angetraute Ehefrau des Meeresbiologen Mark Erdmann, ihren Mann während der Flitterwochen auf dem Markt von Manado im Norden der indonesischen Insel Sulawesi auf einen ungewöhnlich aussehenden Fisch aufmerksam. Er war mit großen, panzerartigen Schuppen bedeckt und trug statt normaler Flossen wie andere Fische lappenartig geformte Anhängsel.
Der staunende Mark Erdmann identifizierte den Fisch sofort als Quastenflosser, ein „lebendes Fossil“, fotografierte ihn, bevor er verkauft wurde, und befragte den Fischer. Zu diesem Zeitpunkt war ihm noch nicht bewusst, dass ihm eine wichtige Entdeckung geglückt war. Er glaubte nämlich, während der sieben Jahre, in denen er in dieser Region Korallenriffe erforscht hatte, hätte er nicht mitbekommen, dass auch hier inzwischen Quastenflosser
entdeckt worden waren. Im Oktober 1997 zeigte er im Internet neben einigen Hochzeits- und Flitterwochenfotos auch einen Schnappschuss des Quastenflossers.
Erst bei einem Telefongespräch mit Eugen Balon, der an der University of Guelph in Ontario Quastenflosser erforschte, erfuhr Erdmann, wie bedeutend seine Entdeckung war. Die „Smithsonian Institution“ in Washington und die „National Geographic Society“ unterstützten ihn bei der Suche nach weiteren Quastenflossern. Über den Sensationsfund von 1977 wurde eine Nachrichtensperre verhängt und das Foto aus dem Internet entfernt.
Erdmann befragte mehr als 200 Fischer nach Quastenflossern und drei von ihnen erklärten, bereits einmal solche Fische, die man „raja laut“ („König des Meeres“) nannte, gefangen zu haben. Am 30. Juli 1988 übergab der Fischer Om Lameh Sonatham dem Meeresbiologen einen lebenden Quastenflosser, den er mit Hainetzen aus einer Tiefe von etwa 120 Metern aus dem Meer gezogen hatte. Erdmann und seine Frau setzten den Fisch wieder ins Wasser und konnten ihn noch drei Stunden lang lebend beobachten. Am 24. September 1988 berichtete das renommierte britische Wissenschaftsmagazin „Nature“ über die Entdeckung einer neuen Population von Quastenflossern auf Sulawesi.
Der Indonesische Quastenflosser (Latimeria menadoensis) unterscheidet sich durch seine braungraue Farbe von früheren Funden vor den Komoren. Molekulargenetische Untersuchungen ergaben ebenfalls, dass es sich um eine neue Art handelt. Man nimmt an, die beiden Populationen hätten sich vor etwa 1,5 Millionen Jahren getrennt.

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