Samstag, 30. Juni 2007

Die Plesiosaurier: Räuber im Meer



Die Plesiosaurier, denen „Nessie“ manchmal zugerechnet wird, erschienen – den Fossilfunden zufolge – zum ersten Mal in der Mitteltriaszeit vor etwa 230 Millionen Jahren. Sie erreichten während der Unterjurazeit vor etwa 190 Millionen Jahren eine erste Blüte. Aus diesem Abschnitt der Erdgeschichte stammen die außergewöhnlich gut erhaltenen Plesiosaurier aus der Gegend von Holzmaden in Baden-Württemberg, die im Stuttgarter Naturkundemuseum und im Holzmadener Museum Hauff zu bewundern sind.
In der Kreidezeit vor etwa 130 bis 65 Millionen Jahren waren die Plesiosaurier in allen Weltmeeren verbreitet. Am Ende der Kreidezeit gab es von ihnen nur noch wenige Vertreter. Einige gingen zum Leben im Süßwasser über, bevor auch sie, wie ihre marinen Verwandten, kurz vor dem Ende der Kreidezeit nachkommenlos ausstarben.
Im süddeutschen Jurameer waren die Plesiosaurier gefürchtete Räuber: Sie jagten Tintenfische und Fische. Es gab zwei Formengruppen. Die ältere davon sind die Plesiosaurier im eigentlichen Sinn. Diese besaßen einen langen Hals und einen kurzen kleinen Kopf, wie es beispielsweise bei dem nach Kaiser Wilhelm II. benannten Plesiosaurus guilelmi imperatoris aus Holzmaden der Fall ist. Durch die große Beweglichkeit ihres schlangenförmigen Halses – daher der Name Schlangenhalssaurier oder Schwanendrache – konnten diese Tiere blitzschnell ihre Beute ergreifen.
Geologisch jünger ist die Gruppe der kurzhalsigen und langschädeligen Plesiosaurier, die als Pliosaurier bezeichnet werden. Sie traten erstmals in der Unterjurazeit auf. Die Pliosaurier hatten gewaltige, nahezu gleichlange Vorder- und Hinterpaddel (ähnlich den Seeschildkröten), einen mächtigen Schulter- und Beckengürtel zum Ansatz der kräftigen Rudermuskulatur und große dolchförmige Zähne. Mit ihren paddelförmigen Rudergliedmaßen konnten die Pliosaurier rasch und auf der Stelle wenden.
Bei Plesiosauriern ist es bisher nicht gelungen, festzustellen, ob sie wie die meereslebenden Fischsaurier (auch Ichthyosaurier genannt) lebendgebärend waren oder wie die Schildkröten an Land Eier legten. Aus Ablagerungen der frühen Jurazeit von Holzmaden und England sowie aus kreidezeitlichen Schichten der USA sind – allerdings selten – Jungtiere bekannt. Doch wurden bislang noch keine Embryonen im Leib von Plesiosauriern nachgewiesen.
Die Plesiosaurier konnten – so vermute ich – mit ihren zu langen Paddeln umgestalteten Gliedmaßen nicht wie die Seehunde oder See-Elefanten an Land robben. Durch ihre Anpassung an das Leben im Meer waren sie schon hochspezialisiert und ihre Paddel erlaubten eine Fortbewegung an Land nicht mehr. So könnte es durchaus sein, dass die Plesiosaurier lebendgebärend waren.
Auch die Paddel der Fischsaurier sind so versteift, dass diese damit nicht mehr an Land „rutschen“ konnten. Das zeigt der Vergleich mit Walen und Delphinen, deren Flossen in etwa denen der Fischsaurier entsprechen.
Der größte Plesiosaurier dürfte Elasmosaurus aus der Kreidezeit mit bis zu 15 Meter Länge gewesen sein, wovon 9 Meter auf den außerordentlich langen und extrem beweglichen Hals mit 76 Wirbelknochen entfielen. Bis zu 13 Meter Länge erreichte der durch Funde aus Queensland und Australien bekannte Kronosaurus in der Kreidezeit. Allein sein Schädel maß bereits etwa 2,75 Meter Länge.

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